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Ein Schalker im Westfalenstadion

 

Teil 3: "Wettrüsten"

 

Dies war auch die Zeit, in der die Verantwortlichen um Dr. Niebaum überlegten, wie man das Westfalenstadion für die neue Zeit weiter aufrüsten könne.

Meine persönliche Ansicht dazu ist, daß es für die Borussia schon ein Schlag gewesen sein muß, daß das Westfalenstadion nunmehr nicht mehr das einzige Stadion in dieser Qualität in Deutschland sein sollte. Auch wird es ihnen nicht unbedingt gefallen haben, daß gerade jetzt der Neubau des Nachbarn in aller Munde war.
Man kann dazu stehen wie man will, aber dem Reiz des absolut Neuen in Form der Arena Auf Schalke (Veltins Arena) waren recht viele Leute erlegen.

Zogen bisher BVB-Fans bitterböse über das Parkstadion her (obwohl ja wirklich keiner was dafür konnte und "wir" lieber heute als moregen in ein schönes Fußballstadion umgezogen wären) Rattenloch, Asseln-Zwangsbesprühung (Assel=Umschreibung bei den BVB-Fans für solche aus Schalke /Zwangsbesprühung=wegen des häufigen Regenbefalls der allermeisten Zuschauer im PS) und sonstige Nettigkeiten waren zu lesen und zu hören.

Jetzt konnten gefrustete Schalkefans zurückschlagen:

Böse Persiflagen in Diskussionsforen brachten einen Vergleich mit dem Märchen von Schneewittchen und den sieben Zwergen, in dem die böse Stiefmutter ja bekanntlich den weisen Spiegel ständig nach der Schönsten im ganzen Land befragte. In diesem auf die Stadiongeschichte übertragenen Märchen stellte die personifizierte Figur Borussia dem besagten Spiegel immer wieder die Frage: "Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat das schönste Stadion im ganzen Land?" Der Spiegel antwortete immer wahrheits- und pflichtgemäß: "Ihr, liebe Borussia, Ihr habt das schönste Stadion weit und breit!" Doch eines Tages antwortete der Spiegel: "Ihr habt das schönste Stadion hier, meine Borussia, doch hinter den sieben Stadtgrenzen bei den sieben Autobahnkreuzen steht ein Stadion, das ist tausendmal schöner als Eures!" Voller Wut zerschlug die Borussia den Spiegel und sann auf Rache.... (Anm.: gefunden in einem Schalke-Forum BVB, 2001)

Bitte nicht aufregen, es ist nur Teil einer Persiflage und somit sicherlich überzogen dargestellt.
Aber in gewisser Weise beschreibt es doch die hektische Situation in der Führungsetage der Borussia, das Westfalenstadion im Angesicht der jetzt entstehenden Stadien unbedingt weiter ausbauen zu wollen. Übereilt wurden Pläne vorgestellt, die derart unausgegoren waren, daß man sich schon fast blamierte.
Die unsinnige Idee vom fliegenden Rasen und den Parkhäusern in den Ecken des Westfalenstadions wurden aber alsbald schon wieder fallen gelassen. Mit einiger Überlegung und vor allem der nötigen Ruhe kam man schließlich zu der bekannten Umbauvariante. Diesmal blockte man aber öffentlich weitgehend ab und gab kaum Details zu den Plänen bekannt. Vielleicht hatte man aus der vorschnellen Veröffentlichung der ersten Pläne gelernt!

Zu dieser Zeit kam bei mir wieder der etwas verschüttete Plan hoch, doch nochmal ein interessantes Match im Westfalenstadion zu besuchen. Lange zögerte ich, bis ich dann doch ein gutes Angebot für ein Ticket zum Spiel gegen Arsenal erhielt. 25,30 Euro kostete schließlich das Billet und ich tröstete mich damit, daß dieser Betrag noch nicht mal eine Erdnuß in der großen Bilanz des Börsenvereins sein würde. Außerdem, redete ich mir ein, wäre die Karte sicherlich sowieso an den (Borussen) Mann gebracht worden.

Der "große" Tag war schließlich gekommen, als ich mich mit meinem Mitstreiter, der eine ähnliche Motivlage wie ich hatte, gen Dortmund -oder in die "verbotene Stadt", wie man bei uns auch gerne die Heimat des BVB umschreibt,- fuhren. Natürlich konnten wir mit unserem verräterischen Fahrzeug mit GE - Kennzeichen und obligatorischem Aufkleber nicht zum Stadion fahren (FEIGLING -Anm. der Redaktion), außerdem hatte man uns wegen der chaotischen Verkehrssituation eh davon abgeraten. Also versteckten wir das Auto verstohlen in einer Seitenstraße nördlich der Innenstadt in der Nähe einer U-Bahn-Station und nutzten das freundliche Angebot des Verkehrsverbundes RheinRuhr, uns bequem zum Stadion zu geleiten.

Gegenüber meinem ersten Besuch im Westfalenstadion hatte sich im ÖPNV sehr viel getan in Dortmund. Hielten damals noch die Straßenbahnen vor dem Hauptbahnhof und zuckelten im Schneckentempo in Richtung Stadion, konnten wir heute ein U-Bahnnetz nutzen, welches sicher einer Millionenstadt gut zu Gesichte stehen würde! Schnell, komfortabel und sicherlich hochgradig leistungsfähig, damit werden "wir" uns 2006 schon nicht blamieren!

Zügig kamen wir an der Haltestelle "Westfalenstadion" an und der "Tempel", wie die Borussenfans das WS zu nennen pflegen, zeigte sich hell erleuchtet beim Verlassen der U-Bahn. Ich muß zugeben, es war schon ein mulmiges Gefühl, die Strobelallee in Richtung Stadion zu gehen. Irgendwie fühlte ich mich, als wenn ich meine Liebe verraten würde. Aber ich fand für mich persönlich heraus, daß dieser Gedanke doch zu weit geht und ich mit meiner neutralen Kleidung in dieser Masse untergehe, die in Erwartung eines schönen Fußballabends der Stätte des Ereignisses entgegen strebte.

Ich mußte mich allerdings dabei ertappen, wie das näher rückende Stadion in mir einen Anfall von Bewunderung auslöste. Die über 40 m hohe Tribünen, die sich wie ein riesiger Berg direkt vor dem Betrachter auftun und die großen Leuchtbuchstaben

W E S T F A L E N S T A D I O NNordtribüne Westfalenstadion

die oben an der Nordtribüne angebracht sind hinterlassen beim Betrachter schon ein überwältigendes Gefühl. WESTFALENSTADION, dieser Name weckt Heimatgefühle (bin ich doch auch ein Westfale) und suggeriert dem Besucher aus der Ferne, wer hier zu Hause ist. Ein schlagkräftiger Traditionsname für ein Stadion, das in diesem Landstrich verwurzelt ist! Hoffentlich wird dieser Name nicht aufgegeben!

Damit wir noch ein wenig von dem Treiben auf dem Vorplatz mitbekommen konnten, verweilten wir dort noch. Bei den ankommenden Besuchern aus London hatte man den Eindruck, daß auch sie Bewunderung für das Stadion aufbrachten. Deutschland war doch in England eher bekannt für wenig taugliche Stadien! Jetzt konnte (Fußball) Deutschland den Besuchern von der Insel innerhalb kurzer Zeit zeigen, daß man hier auch durchaus in der Lage ist, hervorragende Stadien zu errichten. Vor genau einem Jahr konnten sich die Arsenal-Fans ja bekanntlich schon mit der Arena AufSchalke bekannt machen.

Nach diesen Betrachtungen ging es rein ins Stadion, zu meiner Verwunderung verzichtete man hier völlig auf ein genauere Kontrolle. Von Schalke ist man ja anderes gewohnt, da wird jeder ausnahmslos abgetastet.

Unter der im Bau befindlichen Ecktribüne ging es in Richtung Osttribüne. Ich mußte feststellen, daß sich in diesem Bereich seit meinem letzten Besuch nichts verändert hat. War das jetzt schlecht oder macht es nichts aus? Vielleicht bin ich auch zu sehr "verwöhnt" von den verglasten Promenaden in der Arena Auf Schalke, die mir persönlich sehr gut gefallen und auch von hohem Nutzen sind, laden sie doch vor und nach dem Spiel durchaus zum Verweilen ein. Es gibt aber auch andere Stimmen die behaupten, daß es in der Arena zu sauber und steril sei. Dem kann man entgegen halten, daß es nicht Aufgabe der Planer war, ein nostalgisches Stadion zu errichten, Nostalgie hatten wir lange genug ca. 300 m weiter "genießen" dürfen!

Letztendlich kam ich zu der Erkenntnis, daß diese Katakomben wohl so aussehen müssen und sich daran wohl nicht viel ändern läßt. Leider weiß ich nicht, wie die Bereiche auf den Oberrängen aussehen.

Aber egal, entscheidend is aufem Platz, wie eine bekannte 5,-- DM-Phrase im Fußball lautet:

Also mutig ins Mundloch und erstmals seit 13 Jahren einen Blick ins Innere des Westfalenstadions werfen. Ein beeindruckender Blick, konnte man doch fast gar nicht die letzte Reihe des Oberranges der gegenüberliegenden Tribüne ausmachen, so hoch und steil erschien es mir zu sein. Die Lautsprecher dröhnten allerdings ohrenbetäubend laut durchs Viereck, hier wäre meiner Meinung nach weniger deutlich mehr! Die Stimmung war recht ordentlich, aber ich hatte meine "Gefühlswelt" weitgehend im Griff und wirkte sicherlich wie ein neutralen Zuschauer oder ein sog. "Modefan". Nur einmal durchzuckte es mich als Jan Koller quasi direkt vor meinen Augen über den tollpatschigen Seaman fiel. Ohne nachzudenken wollte ich aufspringen und Elfmeter fordern! Im letzten Moment hielt ich mich dann doch zurück und den lautstarken Forderungen des schwarzgelben Publikums entsprechend wurde ja auch ohne meine gütige Mithilfe der direkte Freistoß aus elf Metern Entfernung gewährt!

Nachdem das Spiel abgepfiffen war, stellte ich für mich fest, daß dies ein gelungener Abend war Ich hatte endgültig meinen Frieden gemacht mit dem Westfalenstadion und erkenne an, daß die Arena an der Strobelallee doch eines der besten Stadien Deutschlands ist. Dabei kommt es nicht nur darauf an, daß es architektonisch gelungen ist, in diesem Bereich hat es sicherlich einige Unzulänglichkeiten, über die es sich natürlich auch streiten läßt. Eines steht für mich aber fest: Das Westfalenstadion muß eine große Anziehungskraft ausüben, anders ist der gigantische Zuspruch, der sich in Zuschauerzahlen, die in Europa Spitze sind, niederschlägt. Zwar ist nicht jeder Besucher, der nach Auslösung des Fußballbooms -vor allem im Pott- dort hinkommt ein Fan, wie ihn sich der Mann von der Südtribüne wünscht. Meine Meinung dazu ist, daß jeder soviel im Fußballstadion leisten sollte wie er zu leisten imstande ist. Es ist nicht jedermanns Sache, zwei Stunden Dauergesänge anzustimmen.


Noch ein ganz persönliches Wort: Als Revierbürger kann man eigentlich stolz darauf sein, daß der Fußball hier einen so hohen Stellenwert genießt und nicht unbedingt Serienmeisterschaften erforderlich sind, um Jahr für Jahr fast drei Millionen Zuschauer in die Erst- und Zweitligastadien des Ruhrgebiets zu locken. Anderswo ist man doch deutlich erfolgsorientierter!
Jetzt bin ich selber gespannt, wann ich das nächste mal ins Westfalenstadion gehe, ich denke spätestens 2006 sollte es so weit sein! Obwohl, ein reizvoll wäre sicherlich ein Besuch zum Spiel gegen MäcBörtys Schotten, da gibts garantiert auch keine Niederlage des S 04 .........;-))))

 

4. und letzter Teil >>

 

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