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Ein Schalker im Westfalenstadion

Teil 2: "Anerkennender Neid" oder "Der Pott muss in den Pott!"

Für mich war natürlich klar, daß ich Deutschland nicht blamieren wollte, daher kam eine Präsentation eines Spiels meines damalig zweitklassigen S04 eher nicht in Frage. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, daß das Parkstadion in den Visionen eines US-Amerikaners der Repräsentant der europäischen Fußballkultur sein sollte.
Glücklicherweise stand zur Besuchszeit ein WM-Qualifikationsspiel im Westfalenstadion an. Der Gegner (Finnland) war eigentlich nicht der Brüller, aber das wußte mein amerikanischer Freund ja nicht unbedingt! Für mich war klar, daß der beste Repräsentant für den deutschen Fußball in diesem Fall das Westfalenstadion sein würde und ich meinen Schwur brechen müßte.

Dies war aber nicht so schwer, da ich mit Sicherheit für diesen Tag eine Niederlage des S04 ausschließen konnte!
So kam es, daß ein US -Football-Fan von der Schnelligkeit des (europäischen)Fußballs, von Rudi Völler und der Nationalmannschaft, vom Westfalenstadion und seinem Publikum begeistert war!

Damit war aber Schluß mit den Besuchen im Westfalenstadion. Zwar gab es danach bekanntermaßen zwei Siege und eine Reihe Punktgewinne für den S04 im Westfalenstadion , aber die Angst vor diesem fürchterlichen Gefühl im Bauch war bei mir weiterhin einfach zu groß, als daß ich es riskieren wollte, ein Westfalenderby zu besuchen!

Die Zeit ging ins Land und der enorme Vorsprung der Borussia im sportlichen und finanziellen Bereich mündete in den bekannten Ausbaustufen des Westfalenstadions. Da mich mein Weg des öfteren über die B1 in Richtung Unna führte, habe ich ab und an einen Abstecher zur Baustelle unternommen, was durch meinen Schwur ja nicht unbedingt verboten war.

Es war schon beeindruckend, was dort geschaffen wurde!

Die Vergabe der WM war noch sehr weit weg und mehr als eine vage Hoffnung auf den Zuschlag für Deutschland gab es nicht. Zu dieser Zeit klingelte mir noch ein Statement des DFB- Sprechers Niersbach zur Frage der Tauglichkeit der deutschen Stadien im Allgemeinen und des Parkstadions im Besonderen in den Ohren: "Da hilft nur noch die Abrißbirne!" hatte der DFB - Mann ein vernichtendes Urteil über die Spielstätte des FC Schalke gefällt!
Damit war mir eigentlich klar, daß die WM 2006 auf jeden Fall an meiner Heimatstadt vorübergehen würde, ahnte man doch nicht, daß bereits im Stillen und Verborgenen in aller Ruhe an einem Stadion gebastelt wurde, was es durchaus mit dem Westfalenstadion aufnehmen können sollte. Daran glaubte zu dieser Zeit wirklich kein Mensch, waren doch die hochtrabenden Pläne des Sonnenkönigs Eichberg Anfang der 90er Jahre wie Seifenblasen zerplatzt.

Ein Artikel in der Sport-Bild zur Stadionsituation in Deutschland zu dieser Zeit mit dem Aufmacher Amsterdam Arena zog gnadenlos über die deutsche Stadionlandschaft her und sprach im Zusammenhang von Neubauplänen in Gelsenkirchen von "Luftschlössern, die nie zu verwirklichen wären".
Hier in Dortmund aber gab es aber eine echte Baustelle zu besichtigen. Geisterten in den Jahren zuvor immer Pläne von einem Ausbau durch Eckenschluß in der Öffentlichkeit herum, setzte man jetzt bekanntermaßen auf eine Aufstockung der vier Einzeltribünen um einen Oberrang.

Sehnsüchtig verfolgte ich die Baufortschritte und wünschte mir insgeheim auch so eine schöne Baustelle ins Berger Feld.

Der Rest dieser Geschichte ist ja allgemein bekannt. Das Westfalenstadion und die Arena Auf Schalke (Veltins Arena) waren Referenzobjekte, die zur 1+ -Bewertung der deutschen WM-Bewerbung beitrugen. Auf das Parkstadion wartet nun die von Niersbach geforderte Abrißbirne.bergschäden Parkstadion
Die WM-Vergabe und die daraus entstehende Neubauflut bedeutet allerdings der Anfang vom Ende der Einmaligkeit des Westfalenstadions in Deutschland.

Allerdings haftete ihm schon zu diesem Zeitpunkt die Bildung einer Stadionlegende an. Es genoß international den Ruf, wie es für Italien das Meazza-Stadion in Mailand besaß. Geprägt wurde diese Legende wohl durch die denkwürdigen WM-Spiele 1974 und die Europacup-Fights der Borussia in den 90ern.
Immer wieder juckte es mich in den Fingern, still und heimlich mal ein Europacup - Spiel dort zu besuchen, gab es von diesen Matches doch stets enthusiastische Stimmungsberichte.

Allerdings kam es dann noch nicht dazu, weil es dann ja doch noch eine Reihe denkwürdiger UEFA-Pokalspiele ("die Null muß stehen", Europarekord von Europapokal-Spielen in Folge ohne Gegentor) im Parkstadion gab, in denen die alte Schüssel noch ein letztes Aufbäumen zeigte und wirklich alles aus sich herausholte. Daß dieser in Europa doch weitgehend unbekannte Verein und dieses unbekannte Publikum in diesem gesichtslosen Stadion zu derartigen Leistungsexplosionen fähig war, überraschte die mit Zuversicht für ihre Vereine angereisten Fans und Journaille aus Spanien und Italien.

Ich glaube, daß diese historische UEFA-Cup-Saison 96/97 den letzten Anstoß zum Bau der Arena aif Schalke gab, konnte man doch erkennen, daß es mit dem S04 aufwärts ging. Die Bauzeit der neue Arena verging viel zu langsam, zählte man doch förmlich die Tage, die noch bis zur Eröffnung vergehen sollten. Eine fürchterlich lange Zeit, wie sie jetzt für die Fans des FC Bayern angebrochen ist. Verkürzt wurde die Wartezeit durch Baustellenführungen, die echte Stadionfreaks wie ich auch so oft wie möglich in Anspruch nahmen. Nur so war ein Einblick in das Innere des neuen Stadions zu erlangen. Der Unterschied zum Parkstadion hatte förmlich galaktische Dimensionen.

Teil 3 >>

 

 

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