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Der Auswärtsbericht eines Fans... einmal anders:

Ein seit Jahrzehnten eingefleischter Schalker, am "Berger Feld" direkt neben dem Parkstadion aufgewachsen, hat seine Gefühle, Erlebnisse und Beobachungen bei seinen Besuchen im Tempel niedergeschrieben und diesen interessanten, bemerkenswert objektiven Bericht zusammen mit seinen Bildern zu Deutschlands größtem Stadion an Stadion-Live geschickt.

Vielen Dank Andreas!

 

Ein Schalker im Westfalenstadion

von Andreas Schmitz

Teil 1: "Meine Heimliche Liebe"

 

Nachdem ich nach langer Zeit wieder ein Spiel im Westfalenstadion besucht hatte, hatte ich einfach Lust darauf, meine diesbezüglichen Gedanken niederzuschreiben. Ich nehme mir mal einfach die Freiheit per Mausklick, euch an diesen Gedanken teilhaben zu lassen.
Verantwortlich dafür ist auch das Stadionwelt-Forum BVB, daß ich mich zum "echten" Stadionfreak entwickelt habe, der jetzt auch in der Lage ist, (weitgehend) sachlich über Stadien zu diskutieren und nicht mehr unbedingt alles durch die blauweiße Brille zu betrachten...

Eigentlich dürfte es so etwas nicht geben: Ein grundlegend überzeugter Schalker, quasi von Geburt an, geht ins Westfalenstadion um sich dort ein Champions-League-Spiel der Borussia gegen Arsenal London anzusehen. Hat es aber gegeben.

Zwischen meinem ersten Besuch im Westfalenstadion und meinem letzten vor diesem CL-Spiel lagen genau 13 Jahre, in denen es für Blauweiß selten etwas zu bejubeln gab! Und für einen Schalker gibt es nichts deprimierenderes , als mit dem Gefühl einer Niederlage im Bauch und mit der Häme der schwarzgelb beschalten Leute überschüttet den Heimweg nach Gelsenkirchen anzutreten. Den Höhepunkt der Schmach und Schande gab es dann bei einem Match im Westfalenstadion, bei dem der FC Schalke -objektiv betrachtet- vom Schiedsrichtergespann nach Strich und Faden benachteiligt wurde, was sich spielentscheidend darin zeigte, daß ein Borusse im Strafraum sich herrlich den Ball mit der Hand vorlegte und aus diesem Vorteil ein Tor herausschlug. 54000 Zuschauer im Stadion hatten es gesehen -nur drei Männer in Schwarz nicht!

Letztendlich ging das Spiel 4:1 aus und ich hatte endgültig die Nase voll vom Westfalenstadion und vom BVB sowieso. Hardcorefans hätten mich bestimmt als Weichei tituliert , aber mir wäre es egal gewesen, dieses oben beschriebene Gefühl war für mich persönlich einfach unerträglich und die Aussicht auf einen Sieg im Westfalenstadion einfach zu gering! Fortan sollte es das letzte Match Schwarzgelb gegen Blauweiß gewesen sein, welches ich mir im Westfalenstadion angesehen habe. Eigentlich wollte ich nie mehr in dieses Stadion zurückkehren, von dem auch ich die Einmaligkeit der dort herrschenden Atmosphäre gespürt habe.

Was hatten wir denn im Vergleich auf Schalke dem entgegen zu setzen? Zwar war das ParkstadionParkstadion Haupttribüne größer, allerdings merkten wir doch schon recht früh, daß diese Leichtathletik-Schüssel zu allem taugte, nur nicht zur stimmungsvollen Veranstaltung eines Fußballspiels. Der Betrug am Fan wurde schon recht früh deutlich, wenn man den direkten Vergleich der 30 Millionen bzw. 56 Millionen DM teuren Neubauten für die WM 74 zog.

Diesen ersten Vergleich gab es für mich 1976, als die "Blauen" erstmals im Westfalenstadion um Bundesligapunkte aufliefen. "FC Meineid, FC Meineid" lautete der meistskandierte Gesang der Südtribüne an diesem trüben Tage, waren doch als Spätfolge des Bundesligaskandals die Schalker Größen wie Fischer und Rüssmann für dieses hochbrisante Westfalenderby gesperrt!
Mit einer Gruppe von Freunden hatten wir uns in die Höhle des Löwen gewagt und nie zuvor war ich bei einer Auswärtsfahrt so nervös gewesen. Eigentlich waren wir ja schon richtige Auswärtsprofis, hatten wir uns doch schon tatsächlich bis Köln, Mönchengladbach, Duisburg, Düsseldorf und sogar Bochum (!) vorgewagt in unseren jungen Jahren!

Einschneidend in meiner Erinnerung ist noch die Aussagen meines Kumpels im Zuge, daß er den BVB doch eigentlich gar nicht so schlecht fände. Dies löste natürlich bei den Mitreisenden einen Sturm der Entrüstung mit der abschließenden deutlichen Belehrung aus, daß es fast alles geben könne, aber niemals eine gleichzeitige Liebe zum S04 und zum BVB, das wäre so, als wenn der liebe Gott zu Besuch beim Teufel in der Hölle wäre und umgekehrt

Das anschließende Match im Westfalenstadion war ein Fußballereignis, wie ich es zuvor so noch nicht erlebt hatte. Am ehesten im Hinterkopf hatte ich als Vergleich zu dieser Partie noch meinen ersten Besuch mit Papi in der Glückaufkampfbahn 1971, Glückauf-Kampfbahnals es im Kampf um die Meisterschaft gegen den großen FC Bayern ging. 40000 Zuschauer in der überfüllten Kampfbahn brüllten den Underdog FC Schalke 04 zum umjubelten 1:0 - Erfolg -incl. der Leute in den Fenstern der umliegenden Häuser.

Im Vergleich zur Glückaufkampfbahn war dieses Stadion aber eines von einem anderen Stern. 54000 Menschen -ich mittendrin- durchlitten diesen nervenzerfetzenden Fußballkrimi. 0:1, 1:1, 1:2 lauteten die Spielstände, ich träumte bereits vom Auswärtssieg, bis der Aufsteiger doch noch das 2:2 machte. Gigantische Stimmung, die Punkte geteilt -ich war zufrieden mit meinem ersten Besuch im Westfalenstadion. Es sollte aber für lange Zeit der letzte Punktgewinn für mich und meine Schalker in Dortmund gewesen sein!

Niederlage um Niederlage folgten, der beim ersten Westfalenderby noch gesperrte Rüssmann trug sich später sogar noch im BVB-Trikot als Torschütze ein. Gab es dennoch mal ein glückliches Remis, war ich ausgerechnet dabei nicht zugegen!

Wenigstens gab es zum Ausgleich dieser permanenten Erfolglosigkeit noch einige bemerkenswerte Derbysiege des S04 über Borussia im Parkstadion. Einzig die Matches gegen den BVB und den FC Bayern waren wirkliche Fußballfeste in der Schüssel, fanden doch nur gegen diese Gegner über 70000 Zuschauer den Weg dort hin und sorgten für eine halbwegs dichte Atmosphäre!

Viele S04 Fans wußten es, aber keiner wollte es recht zugeben: Parkstadion Spielereingang

Wir waren die Verlierer der Stadionbaurunde Anfang der 70er Jahre, die Borussia der Gewinner!(Wie immer in fast 100 Jahren! Anm. der Redaktion ;))

Während unser Stadion von Bergsenkungen bewegt und vom ständigen Witterungseinfluß beeinträchtigt, seinem frühen Verfall entgegen strebte, konnte sich das Westfalenstadion als einzigartig unter den LA- Schüsseln in Deutschland einen legendären Ruf erwerben, der mit dem sportlichen Aufstieg der heimischen Borussia einherging.

Mein "Schwur", niemals mehr ein Spiel im Westfalenstadion zu besuchen, sollte zunächst halten. Zumindest bis zum Jahre 1989, da wir Besuch aus den USA bekamen und mein damaliger Schwippschwager, ein Anhänger des American Football und der Detroit Pistons, eines Basketball-Teams aus seiner Heimatstadt, einiges von der Stimmung in europäischen Fußballstadien gehört hatte. Sein Wunsch an mich als Gastgeber war es, daß ich ihm mal was von dieser Stimmung zeigen sollte.

 

Zweiter Teil >>

 

 

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